Unsere Vorsitzende ist das ganze Jahr über für den Frauenbund aktiv und hat oft mit einem überquellenden Terminkalender zu kämpfen. Was liegt näher, als einmal im Jahr von Herzen „Danke“ zu sagen? Normalerweise tun wir das mit einem Blumengebinde zur Jahreshauptversammlung, aber dieses Jahr versprachen wir unserer Christina einfach eine „Fahrt ins Blaue“. Mit der Geheimhaltung hat es geklappt – bis fünf Minuten vor dem Aufbruch, als sich jemand verplapperte. So entführten wir die nicht mehr so ganz Überraschte in den Geschichtspark Bärnau.
Der Tag war sonnig und heiß, und so begannen wir die Tour erst einmal mit einem Eis im Museumsrestaurant. Gestärkt erkundeten wir die mittelalterlichen Bauwerke, das Flechthaus, das Grubenhaus, die Motte, das Wirtshaus und auch die kleine Holzkirche, wo wir einem jungen Schreiner bei der Arbeit zusehen konnten, der einen prachtvoll verzierten Türsturz schnitzte.
Da es ein Freitag war, ein Wochenende bevorstand, waren auch tatsächlich das Flechthaus und einige andere Häuser „bewohnt“: Im Flechthaus lebte zum Beispiel ein Familienvater mit zwei kleinen Söhnen (Kindergartenkind und Zweitklässler), alle drei waren authentisch gewandet und beschuht, und gab freundlich Auskunft darüber, wie es sich denn so lebt in einem Mittelalterhaus. Kalt sei es nicht, zumal bei diesen sommerlichen Temperaturen, sagte er, doch mit der Hygiene ist es nicht so einfach. Das Verwaltungsgebäude bietet für die Dorfbewohner aber eine Dusche an. So komfortabel war das allerdings im Mittelalter nicht!
Wohin ging der mittelalterliche Mensch, wenn der Hunger drückte? Die Antwort liegt im Museumsdorf vor der Nase: Er ging zum Teich und versuchte, sich einen Fisch zu fangen. Der Fischfang hat in der Oberpfalz eine sehr lange Tradition. Fische dürften zur Alltagsnahrung gehört haben, da Schweinefleisch eine längere Schweinehaltung und Mast voraussetzt und damit nur zu besonderen Gelegenheiten aufgetischt wurde. Dasselbe gilt auch für Wild. Eine Jagd war aufwändig und daher kam auch Wildfleisch eher selten auf den Speiseplan. Ansonsten gab es Getreide, gebacken als Fladenbrot im kleinen Lehmofen oder als grobe Getreidegrütze, vielleicht mit etwas Honig, Fruchtmus oder Gemüse aufgepeppt.
Trotz der christlichen Kirche steht im Museumsbereich am Rande der Siedlung noch ein altes slawisches Heiligtum, eine Holzstatue des Gottes Swantewit. Auch von längst christianisierten Bauern wurde dieser vorchristliche Kriegsgott bis in das 15. Jahrhundert immer noch heimlich verehrt.
Den angenehmen und lehrreichen Nachmittag beschlossen wir mit einem Abendessen im Hotel „Zur Post“ in Bärnau, wo uns die Senior-Chefin des Hauses mit Geschichten aus dem „alten Bärnau“ unterhielt.
Da wir alle auf dem Heimweg müde, aber zufrieden zu sein schienen, waren wir uns einig: Es müssen nicht immer Blumen sein!